Bettnässen bei Erwachsenen: Ursachen und Therapie

Thea Regenberg

Bettnässen bei Erwachsenen: Ursachen und Therapie

Thea Regenberg

Dranginkontinenz: Symptome, Ursachen & Maßnahmen

   Thea Regenberg  

Wenn die Nacht zur Belastung wird

Das Thema Bettnässen bei Erwachsenen ist für viele Menschen ein Tabuthema. Wer selbst betroffen ist oder jemanden pflegt, der damit zu kämpfen hat, spricht selten darüber. Scham und Unsicherheit sind oft zu groß. Doch nächtliches Einnässen ist kein Einzelfall. Es kommt zwar seltener vor als bei Kindern oder Jugendlichen, kann aber im Erwachsenenalter genauso belastend sein, körperlich und seelisch. 
 
Wenn das Bettnässen Thema in Ihren Nächten ist, merken Sie sich bitte ein: es ist kein persönliches Versagen. Es ist ein Zeichen dafür, dass Körper oder Seele Unterstützung brauchen, manchmal auch beides. Und das Gute ist: Es gibt Hilfe, Verständnis und viele Möglichkeiten, damit umzugehen. Wer das Thema anspricht, zeigt Stärke. Sie sind damit nicht allein. Dieses Problem möchte gesehen werden, und es kann gut begleitet werden. 

Was genau bedeutet Bettnässen bei Erwachsenen?

Frau liegt bedrückt im Bett
Vielleicht haben Sie schon einmal den Begriff Enuresis gehört, wenn es um das Thema Einnässen oder Inkontinenz geht. Dieser Fachbegriff beschreibt das unwillkürliche Abgeben von Urin, also eine Entleerung der Blase, die nicht bewusst gesteuert werden kann. Tritt dieses Symptom auch nach dem 18. Lebensjahr auf, sprechen Fachleute von einer sogenannten adulten Enuresis.

Am häufigsten handelt es sich dabei um die Enuresis nocturna – das nächtliche Bettnässen. Seltener, aber ebenso belastend, ist das Einnässen am Tag, die sogenannte Enuresis diurna. Beide Formen können einzeln, aber auch gemeinsam auftreten.

Das Bettnässen bei Erwachsenen unterscheidet sich dabei deutlich von anderen Inkontinenzformen. Bei einer Dranginkontinenz verspüren Betroffene tagsüber einen plötzlichen, kaum kontrollierbaren Harndrang. Bei einer Belastungsinkontinenz entweicht Urin etwa beim Husten, Niesen oder Lachen. Beim nächtlichen Bettnässen hingegen geschieht die Blasenentleerung völlig unbewusst im Schlaf – meist ohne dass zuvor ein Harndrang wahrgenommen wird.

Bettnässen bei Erwachsenen: Mögliche körperliche und psychische Ursachen

Die Gründe für Bettnässen bei Erwachsenen sind so individuell wie die Menschen, die davon betroffen sind. Manchmal begleitet das Problem jemanden schon seit der Kindheit. In anderen Fällen tritt es nach vielen Jahren plötzlich wieder auf. Fachpersonen unterscheiden deshalb zwischen einer primären Enuresis, die also von Anfang an besteht, und einer sekundären Enuresis, die nach einer trockenen Phase erneut auftritt. 
Ganz gleich, um welche Form es sich handelt: Es gibt immer eine Ursache. Aber sie kann sehr unterschiedlich sein. Deshalb ist es wichtig, gemeinsam mit Ärztinnen und Ärzten herauszufinden, was im individuellen Fall dahinterstecken könnte. 

Mögliche körperliche Ursachen

In vielen Fällen liegen körperliche oder funktionelle Faktoren zugrunde. Manche Menschen bilden beispielsweise nachts zu wenig des Hormons ADH (antidiuretisches Hormon), das normalerweise die Urinproduktion drosselt. Wenn zu wenig davon ausgeschüttet wird, entsteht mehr Urin, als die Blase aufnehmen kann und sie entleert sich ungewollt im Schlaf.

Aber auch eine überaktive Blase kann eine Rolle spielen. Dabei zieht sich die Blase unwillkürlich zusammen, obwohl sie noch gar nicht gefüllt ist. Bei Männern kann zudem eine vergrößerte Prostata den Harnfluss behindern, wodurch Restharn in der Blase verbleibt, der später unkontrolliert abgegeben werden kann.

Andere mögliche Einflüsse können Harnwegsinfekte, hormonelle Veränderungen, Schlafapnoe (Atemaussetzer im Schlaf) oder die Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Entwässerungs- oder Schlafmittel sein. All das sind Beispiele, nicht jede dieser Ursachen trifft auf jeden Menschen zu. Deshalb ist eine ärztliche Abklärung immer wichtig! Sie hilft, körperliche Faktoren zu erkennen, auszuschließen und geeignete Schritte einzuleiten. 

Person sitzt mit verschränkten Armen auf dem Bett

Mögliche psychische Ursachen

Neben körperlichen Auslösern können auch seelische Belastungen eine Rolle spielen. Stress, Trauer, Überforderung oder nicht verarbeitete Erlebnisse können das Nervensystem beeinflussen und sich körperlich bemerkbar machen, manchmal auch in Form von nächtlichem Einnässen. Manchmal spielt auch das Traumgeschehen eine Rolle: Der Körper reagiert im Schlaf auf innere Bilder oder Empfindungen, ohne dass dies bewusst gesteuert wird. Das zeigt, wie vielschichtig das Zusammenspiel von Körper, Geist und Emotionen sein kann.

Ganz wichtig ist: Bettnässen durch seelische Belastungen ist nichts, wofür man sich schämen muss. Es ist ein Signal des Körpers, dass er unter Spannung steht und Unterstützung braucht. Gemeinsam mit Fachpersonen, etwa aus der Urologie, Psychosomatik oder Psychotherapie lässt sich herausfinden, was hilft, um Körper und Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen. 

Therapie Bettnässen bei Erwachsenen: Diese Möglichkeiten gibt es

Bettnässen im Erwachsenenalter kann viele Ursachen haben. Aber genau deshalb gibt es auch viele Wege, damit umzugehen. Manchmal braucht es nur ein paar kleine Veränderungen, manchmal ein bisschen Geduld und fachliche Begleitung. Und nicht selten ist es die richtige Kombination aus mehreren Bausteinen, die wirklich hilft.

Ein erster Schritt kann sein, den eigenen Lebensstil einmal genauer anzuschauen. Schon kleine Veränderungen können viel bewirken, vor allem, wenn sie konstant umgesetzt werden. Der Verzicht auf Alkohol und koffeinhaltige Getränke entlastet die Blase, weil diese Stoffe harntreibend wirken und die Urinproduktion zusätzlich anregen. Auch stark gewürzte oder sehr zuckerhaltige Speisen können den Harndrang verstärken.

Ebenso hilfreich ist es, regelmäßige Toiletten-Routinen zu entwickeln. Wenn die Blase über den Tag hinweg in etwa zu festen Zeiten entleert wird, kann sie sich besser an einen Rhythmus gewöhnen. Das hilft besonders dann, wenn die Blase empfindlich oder überaktiv reagiert.

Auch ein ausgewogener Schlafrhythmus unterstützt den Körper: In ruhigen, erholsamen Nächten arbeitet das Hormon ADH (antidiuretisches Hormon) zuverlässiger. Es sorgt dafür, dass nachts weniger Urin produziert wird. Zu spätes Zubettgehen, unruhiger Schlaf oder Schichtarbeit können dieses Gleichgewicht stören.

Mein Tipp an Sie:

Probieren Sie kleine Rituale am Abend, wie eine Meditation, einen kurzen Spaziergang oder andere Entspannungsübungen. Ein ruhiger Tagesausklang kann den Schlaf verbessern und den Körper dabei unterstützen, zur Ruhe zu kommen.



Und ganz wichtig: Trinken Sie tagsüber ausreichend und gleichmäßig. Viele Betroffene neigen aus Sorge vor einem nächtlichen Vorfall dazu, weniger zu trinken, nur leider ist das eher kontraproduktiv. Zu wenig Flüssigkeit kann den Urin konzentrieren und die Blase zusätzlich reizen. Besser ist es, über den Tag verteilt zu trinken und die letzte größere Portion etwa zwei Stunden vor dem Schlafengehen zu trinken.

Ein weiterer Tipp an Sie:


Notieren Sie für ein bis zwei Wochen, wann Sie trinken und wann Sie zur Toilette gehen. So lassen sich erste Muster erkennen, die Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen können.

Auch Bewegung kann helfen, wieder mehr Kontrolle zu gewinnen. Ein gezieltes Beckenbodentraining, am besten unter physiotherapeutischer Anleitung, stärkt die Muskulatur und verbessert das Körpergefühl. Wer mag, kann auch Biofeedback oder sanfte Elektrostimulation ausprobieren. Dabei helfen Ihnen Physiotherapeuten und Therapeutinnen. 

Wenn körperliche Ursachen beteiligt sind, können auch Medikamente hilfreich sein. Sie können die nächtliche Urinproduktion senken oder die Blase beruhigen, aber natürlich nur in Absprache mit Ärztinnen oder Ärzten. Auch hormonelle Veränderungen oder Entzündungen können behandelt werden.

Und: Genauso wichtig ist die seelische Seite. Stress, Überforderung oder ungelöste Themen können die Beschwerden verstärken. Eine psychologische Begleitung kann dann helfen, Druck abzubauen und wieder mehr Vertrauen in den eigenen Körper zu entwickeln. Es geht nicht darum, „alles im Griff zu haben“, sondern darum, sich selbst zu verstehen und neue Wege zu finden, den eigenen Körper zu unterstützen. 

Und wenn doch mal etwas passiert: Hilfsmittel wie saugfähige Nachtwäsche, Matratzenauflagen oder diskrete Inkontinenzprodukte sind kein Tabu, sondern ein Zeichen von Selbstfürsorge. Sie geben Sicherheit und sorgen dafür, dass Sie sich entspannter fühlen können. Sprechen Sie darüber mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Arzt oder lassen Sie sich in einem Sanitätshaus individuell beraten.

Am Ende zählt: Jede Situation ist individuell. Wichtig ist, dranzubleiben, sich nicht zu schämen und Hilfe anzunehmen. Denn auch wenn das Thema sensibel ist: Sie sind damit nicht allein, und es gibt Wege, wieder ruhig und zuversichtlich durch die Nacht zu kommen.

Hinweis:


Manchmal hilft es, sich zusätzlich Wissen und Unterstützung zu holen. In unserem Online-Kurs „Inkontinenz im Griff – Alles, was Sie wissen müssen“ erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie die Kontrolle über Ihre Blase zurückgewinnen können – mit alltagstauglichen Tipps, Hintergrundwissen und einfachen Übungen, die Mut machen und Sicherheit geben.

Fazit: Mit Zuversicht in ruhigere Nächte

Bettnässen bei Erwachsenen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Hinweis darauf, dass Körper und Seele aus dem Gleichgewicht geraten sind. Dahinter können körperliche oder psychische Ursachen stecken, und oft greifen beide auch ineinander. Wichtig ist: Sie sind damit nicht allein, und es gibt Wege, die Situation zu verbessern.

Wer den Mut fasst, das Thema offen anzusprechen, hat bereits den wichtigsten Schritt getan. Je früher die Ursache erkannt wird, desto gezielter lässt sich etwas dagegen unternehmen. Eine medizinische Abklärung, bewusste Veränderungen im Alltag und eine therapeutische Begleitung können gemeinsam viel bewirken. Auch wenn es manchmal Zeit braucht: Jeder kleine Fortschritt zählt.

Erlauben Sie sich, Hilfe anzunehmen und freundlich mit sich selbst zu sein. Verständnis, Geduld und Offenheit sind die besten Begleiter auf dem Weg zu Nächten, in denen endlich wieder Ruhe einkehren darf.


💜-liche Grüße 

Ihre Thea Regenberg

Bettnässen bei Erwachsenen: Häufig gestellte Fragen

Ist Bettnässen bei Erwachsenen normal?

Bettnässen im Erwachsenenalter ist nicht selten. Aber es gilt immer als Hinweis, dass etwas im Körper oder in der Psyche aus dem Gleichgewicht geraten ist. Es kann sowohl körperliche Ursachen als auch seelische Gründe haben. Wichtig ist: Es ist kein persönliches Versagen, sondern ein Symptom, das behandelt werden kann.

Wann sollte ich wegen Bettnässen ärztliche Hilfe suchen?

Ein Arztbesuch ist immer sinnvoll, wenn das Bettnässen neu auftritt, zunimmt oder von weiteren Beschwerden begleitet wird, etwa Schmerzen, Fieber, Brennen oder Blut im Urin. Auch wenn keine klare Ursache erkennbar ist oder die Situation psychisch belastet, sollte man das Thema offen ansprechen. Je früher die Ursache geklärt wird, desto besser lassen sich geeignete Behandlungsschritte finden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Infrage kommen neben weiteren Möglichkeiten zum Beispiel Lebensstil-Anpassungen, Beckenbodentraining, Biofeedback-Therapie, medikamentöse Unterstützung oder eine psychologische Begleitung. Meist ist die Kombination mehrerer Ansätze am wirkungsvollsten, allerdings immer individuell abgestimmt durch Ärzte und Therapeuten.

Was kann ich selbst tun, um das Bettnässen zu lindern?

Schon kleine Veränderungen im Alltag können spürbar helfen. Achten Sie auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus und trinken Sie gleichmäßig über den Tag verteilt, aber nicht zu wenig, denn eine geringe Flüssigkeitsaufnahme kann die Blase zusätzlich reizen. Gehen Sie abends rechtzeitig und ein bis zwei Mal zur Toilette, um die Blase zu entleeren. Auch leichte Bewegung, ein gesundes Körpergewicht und gezieltes Beckenbodentraining unterstützen die Blasengesundheit. 

Wie kann ich mit Scham und psychischer Belastung umgehen?

Scham und Rückzug sind häufige Begleiter, wenn es um das Thema Bettnässen geht. Gespräche mit Ärzten, Psychotherapeuten oder Pflegeberatern können helfen, Entlastung zu finden und neue Wege im Umgang mit der Situation zu entdecken. Manchmal ist auch der Austausch mit anderen Betroffenen eine große Entlastung, um Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen. 
Thea Regenberg
Zur Autorin

Thea Regenberg

EXAMINIERTE ALTENPFLEGERIN & PFLEGEBERATERIN
Als erfahrene Altenpflegerin kennt sich Thea Regenberg mit den besonderen Bedürfnissen älterer Menschen bestens aus. Im Pflege ABC teilt sie ihr Fachwissen in der Grund- und Behandlungspflege, sowie der Organisation und Dokumentation von medizinischen und pflegefachlichen Abläufen.
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