Müdigkeit im Alter: Ursachen & was Sie tun können

Isabell Jungesblut

Müdigkeit im Alter: Ursachen & was Sie tun können

Isabell Jungesblut
Die Müdigkeit im Alter ist ein häufiges, aber oft unterschätztes Phänomen. Viele pflegende Angehörige beobachten bei ihren Angehörigen eine zunehmende Schlappheit, Antriebslosigkeit oder das Bedürfnis, tagsüber zu schlafen. 
Mit dem Älterwerden verändert sich der Körper: Der Schlaf wird leichter, nächtliche Wachphasen nehmen zu, und das Bedürfnis nach Ruhe steigt. Auch der Stoffwechsel verlangsamt sich, Medikamente oder chronische Erkrankungen können zusätzliche Erschöpfung hervorrufen. Nicht selten wird diese Müdigkeit abgetan – dabei kann sie viele Ursachen haben und belastet den Alltag der Betroffenen oft mehr, als es nach außen scheint.
Doch wann ist Müdigkeit im Alter normal – und wann ein Alarmsignal? Und was können Sie, aber auch pflegende Angehörige, konkret dagegen tun?

Müdigkeit im Alter – normal oder nicht?

Es ist ganz natürlich, dass ältere Menschen mehr Ruhe brauchen. Der Stoffwechsel verlangsamt sich, die Schlafverhalten verändert sich, und auch körperliche Erkrankungen nehmen zu. Aber: Starke Müdigkeit im hohen Alter ist nicht immer altersbedingt – oft steckt mehr dahinter. Wichtig ist daher, genau hinzuschauen.
Müdigkeit im Alter kann sich auf ganz unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Typische Anzeichen sind zum Beispiel:

  • längere Ruhephasen am Tag
  • Desinteresse an gewohnten Aktivitäten
  • geistige Trägheit
  • eingeschränkte Reaktionsfähigkeit
  • plötzlicher Rückzug oder erhöhte Reizbarkeit

Müdigkeit ist mehr als nur eine Alterserscheinung – sie kann ein Hinweis auf körperliche oder seelische Belastung sein. Deshalb lohnt es sich, als Angehörige genau hinzuschauen.

Müdigkeit im Alter: Ursachen erkennen

Die Ursachen für Müdigkeit im Alter sind vielfältig. Einige der häufigsten Gründe:

  1. Schlafstörungen
    Der Tiefschlafanteil nimmt im Alter ab. Viele Senioren wachen nachts häufiger auf, schlafen unruhiger – das macht tagsüber müde.

  2. Medikamente
    Bestimmte Medikamente (zum Beispiel Schmerzmittel, Beruhigungsmittel, Antidepressiva, Blutdrucksenker) können müde machen – besonders in Kombination.

  3. Mangelernährung
    Ein zu niedriger Eiweiß-, Eisen- oder Vitamin-D-Spiegel führt oft zu Energieverlust. Viele ältere Menschen essen zu wenig oder unausgewogen.

  4. Depressionen oder Einsamkeit
    Auch psychische Belastungen äußern sich im Alter oft körperlich – zum Beispiel durch ständige Erschöpfung, Antriebslosigkeit oder Rückzug. 

  5. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    Auch eine Herzschwäche kann zu anhaltender Müdigkeit führen, weil der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.

  6. Diabetes & Schilddrüse
    Schwankende Blutzuckerwerte oder hormonelle Ungleichgewichte, etwa durch eine Schilddrüsenerkrankung, können Müdigkeit und Antriebslosigkeit auslösen.

  7. Demenz
    Schon im frühen Stadium einer Demenz kann vermehrte Müdigkeit auftreten – oft infolge eines gestörten Tag-Nacht-Rhythmus oder durch innere Überforderung.

Mein Tipp an Sie: Müdigkeit im Alter kann viele verschiedene Ursachen haben – und nicht alle sind auf den ersten Blick erkennbar. Manchmal steckt eine behandlungsbedürftige Erkrankung dahinter, manchmal sind es alltägliche Belastungen oder psychische Faktoren. Die Punkte können Hinweise auf mögliche Auslöser geben, müssen aber nicht zutreffen. Jede Situation ist individuell – und im Zweifel ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll.

Müdigkeit im Alter: Was Sie tun können

Ältere Frau liegt schlafend auf dem Sofa
Wenn Sie als pflegende Angehörige beobachten, dass Ihr Herzensmensch zunehmend müde wirkt, lohnt es sich, genauer hinzusehen – und aktiv zu werden. Es gibt eine Reihe konkreter Maßnahmen, mit denen Sie unterstützen können:
Ein erster wichtiger Schritt ist das Gespräch mit dem Hausarzt. Müdigkeit sollte immer ernst genommen werden, insbesondere wenn sie plötzlich auftritt oder sich in kurzer Zeit verstärkt. Eine ärztliche Abklärung kann helfen, körperliche oder seelische Ursachen zu erkennen. 

Auch das Überprüfen der Blutwerte kann aufschlussreich sein. Ein Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Vitamin D ist im Alter keine Seltenheit und lässt sich gut behandeln. Ebenso sollten gegebenenfalls Schilddrüsenwerte kontrolliert werden, denn auch hier können Störungen zur Erschöpfung führen.
Neben der medizinischen Seite spielt auch der Alltag eine große Rolle. Auch der Alltag hat großen Einfluss auf das Energielevel im Alter. Schon kleine Bewegungseinheiten – wie ein täglicher Spaziergang oder ein paar Dehnübungen – können spürbar neue Kraft schenken. Regelmäßige Bewegung fördert nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch das seelische Wohlbefinden. Ebenso wichtig ist eine verlässliche Tagesstruktur: Feste Aufsteh- und Schlafenszeiten, kleine Rituale und vertraute Aufgaben geben dem Tag Rhythmus und Orientierung – und helfen, wach und aktiv zu bleiben.

Nicht zu unterschätzen sind soziale Kontakte: Einsamkeit und Isolation machen müde. Bereits kurze Begegnungen wie ein Gespräch, ein Spiel oder ein gemeinsamer Kaffee können das emotionale Wohlbefinden stärken und neue Energie schenken.
Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle für das Energielevel im Alter. Leicht verdauliche, nährstoffreiche Mahlzeiten und genügend Flüssigkeit – idealerweise 1,5 bis 2 Liter täglich, sofern medizinisch nichts dagegen spricht, unterstützen den Kreislauf und können helfen, Müdigkeit zu verringern.

Und schließlich: Ein kurzer Mittagsschlaf ist erlaubt und sogar hilfreich. Ein Powernap von 20 bis 30 Minuten am frühen Nachmittag kann neue Kraft spenden. Wichtig ist aber, dass er nicht zu lange dauert, um die Nachtruhe nicht zu stören und keinen Tag-Nacht-Rhythmus zu verschieben.
Älterer Mann liegt nachdenkend im Bett

Fazit: Müdigkeit verstehen – Lebensfreude fördern

Müdigkeit im Alter ist kein Zeichen von Schwäche – sondern ein wichtiges Signal des Körpers, das Aufmerksamkeit verdient. Als Angehörige haben Sie viele Möglichkeiten, auf die Müdigkeit Ihres lieben Menschen einzugehen. Manchmal reicht es schon, genauer hinzuschauen, gemeinsam einen Arzttermin zu vereinbaren oder den Tagesablauf ein wenig anzupassen. Bewegung, feste Strukturen, soziale Nähe und eine ausgewogene Ernährung – all das kann helfen, neue Energie zu wecken und den Alltag leichter zu machen. Mit kleinen Schritten können Sie dazu beitragen, dass sich Ihr Angehöriger wohler fühlt – und wieder mehr Freude am Leben findet.

💜-liche Grüße 

Müdigkeit im Alter: Häufig gestellte Fragen

Ist Müdigkeit im Alter normal?

Ein gewisses Ruhebedürfnis gehört zwar zum Älterwerden dazu, doch ständige oder starke Müdigkeit ist kein normaler Bestandteil des Alters. Oft steckt etwas Konkretes dahinter – und viele Ursachen lassen sich behandeln. Mit der richtigen Unterstützung kann die Lebensqualität deutlich verbessert werden.

Was tun bei Tagesmüdigkeit im Alter?

Den Tag klar strukturieren, Bewegung einbauen, soziale Kontakte fördern und auf eine ausgewogene Ernährung achten. Auch kurze Ruhepausen helfen.

Was sind häufige Ursachen für Müdigkeit bei älteren Menschen?

Neben Schlafproblemen und Medikamentennebenwirkungen spielen auch Erkrankungen, seelische Belastungen und Mangelerscheinungen eine Rolle.

Warum fühlen sich viele Menschen mit über 70 ständig müde?

Anhaltende Müdigkeit im höheren Alter sollte nicht einfach als normale Alterserscheinung abgetan werden. Oft steckt eine behandelbare Ursache dahinter, wie etwa eine Herzschwäche, eine depressive Verstimmung oder ein Mangel an wichtigen Nährstoffen. Eine ärztliche Abklärung kann helfen, gezielt gegenzusteuern und das Wohlbefinden spürbar zu verbessern.

Wie kann ich meinem Angehörigen helfen, wieder aktiver zu werden?

Fördern Sie kleine Bewegungen im Alltag, gemeinsame Zeit an der frischen Luft und soziale Kontakte. Wichtig ist auch eine ärztliche Abklärung möglicher Ursachen – so lässt sich gezielt unterstützen.
Isabell Jungesblut
Zur Autorin

Isabell Jungesblut

EXAMINIERTE GESUNDHEITS- UND KRANKENPFLEGERIN
Als Expertin für Gesundheits- und Krankenpflege bringt Isabell Jungesblut umfangreiche Erfahrungen aus der Akutversorgung aber auch aus der vollstationären Langzeitversorgung mit. Hier im Pflege ABC teilt sie ihr umfangreiches Wissen mit Ihnen, um die Pflege für Sie zu erleichtern.
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